Bunzlauer Keramik oder Bunzlauer Art?

(Thüringer Bratwurst oder Bratwurst Thüringer Art)


Bunzlauer Keramik - Bunzlauer Art?

Im Internet werden diese Begriffe häufig genannt und je nach Interessenlage genutzt.

Es ist ganz einfach:

Bunzlauer Keramik

.... wird in Bunzlau (heute Boleslawiec) hergestellt. Zur Verwendung kommt der Ton aus Bunzlau und aus der Umgebung. Der verwendete Ton hat eine sehr spezielle Eigenschaft wie er nur in Bunzlau und Umgebung vorkommt. Es ist dessen besonders hohe Brenntemperatur von ca. 1300 °C die ihn auszeichnet.
Dadurch wird die Keramik äußerst stabil und haltbar. Sie ist daher für den Backofen geeignet. Der Ton wird in Gipsformen gegossen und gebrannt. Danach wird die Keramik in Handarbeit mittels der Schwämmeltechnik oder mit dem Pinsel bemalt. In einem weiteren Prozess wird die Glasur aufgetragen und diese in einem weiteren Brennprozess in den Ton eingebrannt.
Die Farben sind geschützt und daraus resultiert die Spülmaschinenfestigkeit der Bunzlauer Keramik.
Die Eigenschaften des Tones und die speziellen Auftragungstechniken des Dekores, sowie die Dekore selbst wie das Pfauenauge, haben Bunzlauer Keramik weit über die schlesischen Landesgrenzen berühmt gemacht.

Bunzlauer Art

...den Begriff "Bunzlauer Art" gab es schon vor 1945. Es handelt sich dabei um Keramik die außerhalb von Bunzlau und Umgebung, vornehmlich in Sachsen und Thüringen mit den örtlichen Tonvorkommen hergestellt werden/wurden. Die Dekore, Formen und die Auftragungstechniken orientieren sich dabei an den Vorbildern aus Bunzlau. Inwieweit die Töpferscheibe zum Einsatz kommt oder ob auch Gipsformen zur Formgebung genutzt werden hängt wohl von jeder Töpferei im Einzelnen ab.

Mythen:

Die Aussage, dass Bunzlauer Keramik vor 1945 auf der Töpferscheibe hergestellt wurde ist schlichtweg falsch. Die Keramik wurde seit den 1920 er Jahren fast ausschließlich mit Hilfe des in Gipsformen gegossenen Tones hergestellt. Die schlesischen Töpfer mussten um Absatzmärkte zu gewinnen auf diese Technik umsteigen. Hilfe bekamen Sie von der "Keramischen Fachschule Bunzlau". Diese Fachschule hatte es sich zur Aufgabe gemacht das Töpferhandwerk zu perfektionieren und Qualitätsstandards zu setzen.

Falschaussagen:

Bei der heutigen Bunzlauer Keramik handelt es sich um maschinell gefertigte Massenware. Bunzlauer Keramik findet man nur noch im Museum.

Richtig ist:

Es gibt keine Maschinen welche Ton formen oder Roboter welche die Keramik bemalen - jedenfalls nicht in Bunzlau. Einzig die Herstellung der unterschiedlichsten Formen erfolgt mit Hilfe des per Hand in Gipsformen gegossenen Tones. Ansonsten wäre die Formenvielfalt und die gleichbleibend hohe Qualität der Bunzlauer Keramik nicht zu realisieren.
Es gibt keine riesigen Hallen mit Fließbändern in Bunzlau!
Es handelt sich um mehre Manufakturen in und um Bunzlau. Es gibt drei größere Manufakturen mit einer Belegschaft von 30 -50 Mitarbeitern und viele kleine Familienbetriebe, welche ausschließlich das Sortiment von ortsansässigen Geschäften bereichern.
Ohne Frage war die Vertreibung der Deutschen ein schwerer Rückschlag für die Keramikherstellung in Bunzlau. Unmittelbar nach 1945 gab es angesichts des zu 50 % zerstörten Bunzlaus auch andere, wichtigere Dinge als die Keramikherstellung.
Bereits aber 1946 wurde Tadeusz Szafran, Professor an der Schule für Dekorative Kunst in Krakau und Weimar, engagiert, sich mit der Wiederinbetriebnahme der Töpfereien in Bunzlau zu befassen. So wurde u.a. die Töpferei von J. Paul & Sohn wieder in Betrieb gesetzt. Ab Ende der 1950er Jahre war ein stetiger Aufschwung der Keramikherstellung in Bunzlau in Gang gesetzt.

Aufbauend auf den großen Erfahrungsschatz der vergangenen Jahrhunderte wird Bunzlauer Keramik wie eh und je an seinem angestammten Platz hergestellt. Wir können uns an dieser einzigartigen Keramik erfreuen und feststellen, dass die Tradition der Keramikherstellung in Bunzlau fortlebt und fortleben wird.




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